Eine Falle für den Fuchs by Pestum Jo

Eine Falle für den Fuchs by Pestum Jo

Autor:Pestum, Jo [Pestum, Jo]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Ein Augenzeuge schweigt

Angst stinkt: eine der Theorien meines ehemaligen Kollegen Karl Häuf bei der Kölner Kripo. Und sie stimmt.

Ich habe Menschen in Angst erlebt. Eltern in Angst um ihr Kind, Verdächtige in Angst beim Verhör, Polizisten in Angst bei gefährlichen Einsätzen, Verfolgte in Angst in ihren Verstecken, Unschuldige in Angst vor der Beschuldigung... Ja, auch Verletzte in Angst vor dem Sterben. Die Schweißdrüsen arbeiten anders. Der Körper muß den seelischen Druck aushalten und gibt ihn nach außen weiter.

Jetzt glaubte ich diesen Geruch der Angst zu spüren.

Nein, ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut, als ich das kleine spukige Haus langsam umrundete. Ich schrak sogar zusammen, als eine smaragdgrüne Eidechse aus den Kletterpflanzen huschte und an der sonnenwarmen Hauswand mit leisem Kratzgeräusch bis zum First hinaufjagte und dann in einer Mauerfuge verschwand. Ich bohrte meinen Blick geradezu ins Unterholz, ins Buschwerk, in die blühenden Waldgrasbüschel hinein, aber ich entdeckte nichts: keine Bewegung, keine Augen im Halbdunkel, kein verdächtiges Wedeln im Farn.

Dann rief ich. „Herr Maczek? Sind Sie hier?“

Keine Antwort.

„Mein Name ist Luc Lucas. Ich bin vom Rabenhof. Sie brauchen keine Angst zu haben, Herr Maczek! Ich will Sie nur etwas fragen, und dann geh ich wieder! Wirklich!“

Keine Antwort.

„Herr Maczek? Falls Sie mich hören: von Rektor Brandy soll ich Ihnen Grüße bestellen! Er hat immer gewußt, daß Sie damals unschuldig waren, er hat immer auf Ihrer Seite gestanden! Ich tu das auch!“

Keine Antwort.

Ich kam mir erbärmlich lächerlich vor, wie ich da halblaut in den Wald hineinrief und darauf wartete, daß Siggi Maczek sich zeigte. Aber wieso sollte er auf mich hören, wo er mich doch gar nicht kannte! Wieso sollte er auf einmal zu jemandem aus unserer Gegend Vertrauen haben! Nach alldem! Ich fühlte mich unsicher. Garantiert waren meine Rufe auch wenig überzeugend.

Allerdings zeigten sie Wirkung.

Plötzlich schien der ganze Wald zu explodieren. Mit solchem Ungestüm kam Resi den Hang hinuntergefegt. Wahrscheinlich hatte sie meine Stimme gehört, und da war sie einfach nicht zu halten gewesen. Die Hündin fetzte durch die Büsche, überschlug sich, pflügte durch das Laub, stemmte bremsend alle viere von sich und sprang dann an mir hoch, als müsse sie an meiner Nasenspitze schnuppern, daß ich es wirklich war. Aber kaum war sie wieder auf den Füßen, da schlug sie einen Doppelsalto und raste ein Stück in den Wald hinein, wo sie vor einem Blätterhügel laut bellend Stellung bezog.

Es war ein genial einfaches Versteck. Solche Verstecke finden eigentlich nur Kinder. Siggi Maczek hatte sich auf den Bauch gelegt und mit den Händen trockenes Buchenlaub zusammengerafft und über sich geschüttet. Ich sah jetzt, wo er sich bewegte, seinen kahlen Schädel und das Gesicht mit der Nickelbrille. Die kleinen schwarzen Gläser muteten wie zwei dicke Punkte an.

Ich faßte die schleifende Leine und riß den Hund zurück. Resi kläffte und kläffte. Vielleicht war sie am meisten erschreckt. Vom Hügel her näherten sich Martin und Renate.



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